Danke Predigt an dem erfreulichen Friedens-Fest,
Art
Text
Gattung
Friedenspredigt
Sprache
Deutsch
Hersteller
Verfasser
Herstellungsort
Datierung
1763
Anlass (Allgemein, Typ)
Friedensvertragsschluss
Predigttext
Ort der Predigt
Predigtort
Predigtstätte
Territorium des Predigtortes
Freie Reichsstadt Memmingen
Predigtdatum
27.04.1763
Lied nach der Predigt
Lied nach der Predigt
Sollt' ich meinem Herrn nicht singen?
Nachweis I Lied
Kurztitel
EG
Seite, Nummer
Nr. 325
Exzerpt

Die Predigt steht in dem Sammelband auf den Seiten 5-16. S. 5-6 Eröffnungsformel, S. 7 Text, S.8: angeordnetes Friedensfest: Zwei Fragen: Wem zu Ehren und wie gottgefällig? 

S. 10: "Der Friede ist ein Geschenk des Himmels und eine Gabe des Allerhöchsten. Grosse Könige können zwar wohl Krieg anfangen, und den Frieden stören: aber jenen glücklich zu endigen, und diesen nach ihrem Wunsch und Sinn wieder herzustellen, darzu ist alle ihre Macht nicht hinlänglich. Ein Haus ist bald niedergerissen: Aber es wieder schön aufzubauen, das gehöret nur vor einen geschickten Baumeister, welches bey dem Friedens-Gebäude allein der allmächtige Gott ist. Wo dieser Herr nicht das Haus des Friedens bauet, da arbeiten umsonst alle, die daran bauen, Psalm 127,1" 

[Noch vor nicht langer Zeit stand Memmingen unter unmittelbarer Kriegsgefahr, Wer hätte in so kurzer Zeit einen so nahen Frieden vermuten können]. "Der Schluß des sogenannten Westphälischen Friedens, welcher eine Grundveste der Wohlfahrt unseres Teutschlands ist, erforderte eine Reihe von etlichen Jahren, und mitten unter den Berathschlagungen musste noch unser geliebtes Memmingen eine harte Belagerung von neun Wochen ausstehen. Kein Friedensschluss in gegenwärtigem Jahrhundert ist so bald zu seiner Reife gediehen: und vielleicht ist in den Geschichten kein gleiches Exempel vorhanden. Kaum hörten wir etwas zuverlässiges von den angefangenen Berathschlagungen, so vernahmen wir die fröhliche Botschaft von ihrer beglückten Endigung.  Das hat der Herr des Friedens getan. ... Er hat den Geist der Versöhnung in die Herzen der hohen kriegführenden Potentaten gesandt, und ihnen Gedanken des Friedens eingegeben. Er sprach gleichsam durch eine Schöpfers-Kraft. Es werde Friede, und es ward Friede, und Freude folgte demselben in allen Ländern nach."

S. 13: "Man nenne nur den Frieden, und man nennt zugleich das Gröste unter allen leiblichen Gütern, die Quelle aller Gluckseligkeit und Segens, ohne welchen uns sonst aller Überfluss in irdischen Dingen nicht gedeihen, noch recht genießlich werden kan. Und diesen hat uns der HErr wieder geschenket. Nun kan durch GOttes Gnade alles wieder aufleben, was zuvor niedergeschlagen war. Nun kan ein jeder unter seinem Weinstock und Feigenbaum sicher ruhen und schlafen, und den Segen, den ihm der HErr bescheren wird, mit Freuden genießen. Nun kan wieder vermittelst göttlicher Hülfe Handel und Wandel blühen. Nun lässt uns Gott wieder sehen die Wohlfahrt seiner Auswerwehlten, und wir können uns herzlich freuen, dass es seinem Volke so wol gehet. Nun können wir von dem HErrn des Friedens mit desto getrosterem Muthe die erfreuliche Fortsetzung des gesegneten Zustands erwarten, in welchem sich bishero auch mitten in dem Kriege Memmingen, in seiner Art und in Ansehung mancher anderer, durch die gütige Vorsorge des Allerhöchsten unter der weisen und väterlichen Regierung unserer theuresten Obrigkeit befunden.

S. 14: "Sind das nicht Ursachen genug, meine Geliebteste, uns an dem heutigen Feste den Regungen einer freudigen Dankbarkeit zu überlassen?" ... "Wie freudige Lobgesänge können wir mit vergnügtem Herzen und Munde der Güte unsers GOttes zu ehren anstimmen? Wie kan das Te deum laudamus, Herr Gott, dich loben wir, in den Gemeinen des HErrn so lieblich erschallen? Wie können jetzo zu allseitiger Erweckung die Pauken, die Trommeten und andere musikalische Instrumente in den Kirchen, ein angenehmes Lob-Gethöne und die Glocken auf den Thürnen, die Kanonen auf den Wällen ein Freuden-Zeichen nach dem andern über den glücklich hergestellten Frieden von sich geben?

In der leiblichen Freude aber, meine Freunde, die uns der HErr hibey gönnet, sind wir, wenn wir Christen seyn wollen, verbunden, uns so zu mässigen, dass die Furcht des HErrn und die züchtigende Gnade Gottes bey uns bleibe, und uns regiere, damit wir ja nicht durch Unmässigkeit, Uppigkeit und andere Werke des Fleisches den getreuen GOtt wieder erzürnen, seiner Gnade uns unwürdig machen, und ein zum Preise des Göttlichen Nahmens gewidmetes Fest dadurch entheiligen mögen."

S. 15: Wir selbst haben das Vermögen nicht, dieses kostbare Gut zu bewahren. Wir sind niemals außer aller Gefahr, es wieder zu verlieren. So müssen wir denn den Herrn des Friedens eiffrig anflehen, dass er seine Gnaden-Hand nicht von uns abziehen, und sein Volk beständig segnen wolle mit Friede. So ermahnen wir denn mit Paulo, daß man vor allen Dingen zuerst thue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige, Fürsten und alle Obrigkeiten: damit wir unter ihnen ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Lasset uns dieses nicht nur heute, sondern alle Tage andächtig thun. Weiset auch Eure liebe Kinder dazu an, und ziehet sie in die Gemeinschaft Eurer Andacht. Dann aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hat sich Gott ein Lob zugerichtet.

... Wer aber dieses Wunsches [sc. dass es einem wohlgehe ewiglich] will gewäret sein, der muss das erste auch thun: er muss den Herrn seinen GOtt fürchten und sich befleissigen seine Gebote zu halten sein Lebenlang. Ach lasset uns mit unserm so gutthätigen Gott an dem heutigen Feste einen neuen Bund machen, [S. 16:] wir wollen nicht von ihm weichen weder zur Rechten noch zur Linken, wir wollen unser ganzes Leben seiner Ehre widmen, wir wollen ihm durch den Beystand des Heiligen Geistes getreu verbleiben bis in den Tod. ...

Das heutige Fest soll aber auch von uns dadurch geheiliget werden, daß wir den Armen und Nothleidenden milde Wohlthaten zuflissen lassen, damit auch sie durch uns erfreuet werden. Hat der barmherzige Gott so großes und soviel Gutes an uns gethan: Ach lasset uns wieder gutes an den Dürftigen thun, und nicht müde werden: denn zu seiner Zeit werden wir ernden ohne Aufhören. Seid barmherzig, gleich wie auch Euer Vater im Himmel gegen Euch barmherzig ist. Wohl zu thun, und mitzutheilen vergesset nicht. denn solche Opfer gefallen Gott wohl. ..."