Ronnenburgisch Lob- und Danck-Opfer / Welcher Der Allerheiligsten Dreyfaltigkeit...für den im H. Römischen Reiche gegebenen Frieden.
Art
Text
Gattung
Friedenspredigt
Sprache
Deutsch
Hersteller
Verfasser
Herstellungsort
Datierung
19.08.1650
Anlass (Allgemein, Typ)
Friedensfest
Predigttext
Ort der Predigt
Predigtort
Territorium des Predigtortes
Herzogtum Sachsen-Altenburg
Predigtdatum
19.08.1650
Predigtdatum, verbal
Fest des Hl. Sebaldus
Person, die Predigt angeordnet hat
Exzerpt

aus Anlass des obrigkeitlich angeordneten Dankfests nach Nürnberger Exekutionstag (Reichsfriedensrezess 26.7.1650), gehalten in 19.8.1650,
Friedensfest und Dankopfer, trotz der Heuchler 3,
Demütige Bitte um Vergebung 4,
Predigttext 116. Psalm nach Vorgabe der Ausschreibung 4-6,
Exordium, Friedens, Freud- und Dankfest: Freudenfeste: Verweis auf 1555, 32jähriger Krieg 6,
Gott hat Seufzen erhört, Geschenk des Friedens, Ausschreibung des Fürsten als Pfleger der Kirche, neben Friedrich auch Cousins Wilhelm und Ernst von Sachsen 7,
Eintracht fürstlicher Brüder, Freudenfeste: Beispiele 1450 Naumburg, 1552 Passau, 1555 Augsburg 8,
Freilassung Johann Friedrich I., allergrößte Freude jetzt Ferdinand III. hat Frieden gemacht und bestätigt, alles lacht 9,
Dankfest für die Wohltaten Gottes, Beispiel David, Errettung aus Dienstbarkeit Pharaos,  dreiteilige Propositio: David erzählt von Gefahr, rühmt Barmherzigkeit und feiert Gott 10,
ausführliche historisch-exegetische Einordnung 11-13,
Usus et applicatio ad nostra tempora 14, Bericht von Not im 32jg. Krieg wäre in vielen Predigten nicht zu bewerkstelligen, Unterschied zu David, Krieg als Strafe Gottes, Gott hat Deutschland eigentlich gesegnet, Tacitus, heute reiches, fruchtbares Land 15,
Kaiser Karl statt Kaiser in Konstantinopel, vortreffliche Kaiser Karolinger, Ottonen, auch Österreich, Haus Habsburg, Kämpfer gegen Osmanen, eiserne Mauer gegen Türken 16,
Aufzählung habsb. Kaiser, zuletzt Ferdinand III., große Ehre gewünschter Friede, Größter Segen aber ist, dass Gott Deutschland mit geistlichem Segen erfüllt. Irische Mönche, heiliges Evangelium in Deutschland bis Canossa 17,
danach von Päpsten allerlei Irrtümer eingeführt worden, Verdunkelung Ev., gerechte Werke, nochmal Gnade Luther gesendet, 1517 Thesenanschlag, 1530 Bekenner in Augsburg 18,
Aufnahme bei Christen: viele Tausend habens angenommen, Papisten und Zwinglianer mit ihren Irrtümern den Lauf behindert, "seind unter den Papisten, Lutheranern und Calvinisten von vielen Menschen greuliche Sünden wider die erste und andere Tafel getrieben worden", Rache-Engel nach Deutschland 19,
deshalb 32 Jahre und große Not. Nicht nur ein Königreich, sondern ganz Deutschland, vieler Millionen Christen Blut vergossen, nur einiges erzählen: Kontributionen und Kriegssteuern, Einquartierung in Nachbardörfern, liebe Hohe Obrigkeit hat Ordinar-Steuern erlassen und Last gemindert 20,
Einquartierungs Noth schwedischer General Pamir, Kaiserlicher General Piccolomini, General Wrangel mehrfach, Einfälle und Plünderungen 1631-34 21,
Flucht in die Wälder, mehrfache Franzosen und Russenplünderungen, Aufstand von Unterofficiren. Wie haben sich Christen verhalten? Wo haben sie Hilfe gesucht? Mit David zu Gott gerufen 22,
viele Bußtage auf Befehl der Obrigkeit gehalten, zahlreiche Schriftbelege 23,
David lobt Gottes Barmherzigkeit, preist Gerechtigkeit, preist Vorsehung 24,
führt mit seiner Seele ein soliloquium, Seele soll sich zufrieden geben 25,
drittens tut er ein Glaubensbekenntnis 26,
Usus et applicatio: Wir sollen auch Gottes Güte rühmen 27,
seine Gerechtigkeit, hat sie spüren lassen "bei wunderbarer Erhaltung seiner lieben Kirchen und den reinen und kleinen lutherischen Häuflein" (…) "Denn daß ich Hohen Christlichen Potentaten nichts zuwider und zu nahe rede, un den heilsamen Frieden Schluß gebührlich in acht nehme, so ist gewiß, und aus ihren eignen Schriften offenbahr, dass es weder der Pabst mit seien Jesuiten, noch die Calvinischen Lehrer und Irr-Geister gut mit uns gemeinet haben, eine jeder Part hat dahin getrachtet, daß die reine Lutherische Lehre und Augsburgische Confession möchte abgeschafft werden." 28,
"Wie aber der gerechte Gott,  der einige Schutz-Herr seiner Kirchen der Calvinsichen Lehrer böse Gedancken, und der Jesuiten Anschläge zu nichte gemacht, und das reine Lutherische Häuflein mit seiner starken Hand erhalten hat; Also hat er auch die Hertzen der Hohen Magnaten und Potentaten im HRR gelencket, daß der Passauische Vertrag aufs neue confirmiret und der Religion- und Profanfriede herrlich bestetiget werde" Lasse Gott des Friedens die Papisten und Calvinisten ihre Irrthumb und Menschen-Lehre erkennen und ihre Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens gefangen nehmen und mit uns einig und allein den wahren Gott anrufen etc. 29,
Gottes Vorsehung rühmen: hat uns in Gefahr und Not wunderlich erhalten und wider das Wüten der Soldaten beym Leben erhalten, jeder wird seine eigenen Erfahrungen am besten erwägen, ich selbst zweimal in Noth geraten, dass zwischen mir und dem Tod nur ein Schritt lag, bin mitten unter die brandschatzenden Kroaten geraten 30,
das andere Mal hatte bei der Plünderung ein Reiter schon auf mich gezielt, bevor ich mich ins Rathaus in Sicherheit bringen konnte. Wenn ich nun alle fragen würde, was hast Du erlebt, würden die Berichte leicht für ein ganzes Jahr reichen, [das folgende sehr eng am Text des Psalms] Selbst-Vermahnung Davids: Sei nun wieder zufrieden meine Seele, ich will nun nach Gottes Willen mein Bißlein leben in Fried und Ruhe zubringen, bis ich in Frieden 31,
von dieser Welt scheide und in das rechte Land der Lebendigen zu meinem Friedensfürsten Christus komme 32,
3. Wie hat David Gott für seine Wohltaten gedankt? Ich will ihm öffentlich Dank sagen, Gott hat mein Leben hoch und wert gehalten und mich errettet, und wenn meine Feinde mich umgebracht hätten, hätte er mich in sein Reich aufgenommen 33,
Dir will ich dankopfern, dich loben und preisen, nicht heimlich, sondern vor allem Volk und in öffentlichem Gottesdienst, hat David auch gehalten 34,
hat in öffentlichen Versammlungen vor dem Volk den Friedenspsalm 133 singen lassen und hat ihnen die Lieblichkeit und Nutzbarkeit eines lieben Friedens vor Augen gestellt,
Usus und Applicatio: 35,
Es will uns Christen als Geistlichen Israeliten auch gebühren, daß wir heute und allezeit die Heilige Dreifaltigkeit herrlich loben und preisen, "Wer hat unserm lieben Vaterlande Deutscher Nation den Frieden wieder zuwege gebracht? Das hat der Gott des Friedens gethan, welchen den Kriegen steuret in aller Welt" 36,
Ode an den herrlichen und nützlichen Frieden, Beschreibung durch Gott in Jer 33, 6,8,9, "Aus diesen und nachfolgenden Worten vernehmen wir, daß der Friede bey den Gläubigen vielmehr in sich begreife, als der Friede unter den Heyden, Türcken und Tartern, über welche auch Gott die Sonne des Friede scheinen lässt, das sie seine Wohltaten erkennen, und sich zu ihm, als dem Geber des Friedes bekehren sollen, denn bei dem lieben Frieden der Christen haben wir: Erstliche bona privativa, nunmehr hat uns Gott aus Gnaden unsere Sünde vergeben, seinen Zorn von uns abgewendet und die greuliche Kriegs-Ruthe und alles Übel, so aus dem Krieg entsteht, von uns weggenommen. Wir haben zu bedenken bona positiva, wie Gott unser Gebet erhöret, uns geheilet und gesund gemacht und seinen Segen zu uns gewendet habe, daß wir nun sollen in allen dreyen Ständen, in Geist, Welt und Haußstande gesegnet sein, und ein stilles und geruhliches Leben führen. Nun sollen die Städte und Dörfer wieder gebauet werden, nun sol man hören die Stimme des Bräutigams und der 37
Braut, und sol das Feldt wieder angebauet und die Viehzucht vermehret und der Nahme Christi herrlichen in H. Römischen Reiche geprediget werden."
 Vermahnung zur Freude an Lehrer und Prediger, weil sie nun wieder in Frieden lehren und predigen können, an Regenten hohen und niedrigen Stands, dass Friede in euren Palästen sei und ihr unverhindert Gericht und Gerechtigkeit ausüben, gute Ordnung halten und die Frommen schützen könnt, an die aus dem Hausstand, Herren, Frauen und Kidner, daß ihr eure Berufe sicher ausübern und euer Handwerk unbehindert betreiben, könnt, im Lande bleiben und euch redlich mehren könnt, "In Summa es sey frölich alles was in Deutschland webert und lebet, Bey dieser Freude es nicht bleiben lassen, sondern seyd vermahnet zu hertzlicher Danksagung, 38,
wie offt habt ihr diesen Dank gelobt, wenn er euch aus der Kriegsnot erretten würde, so bezahlt nun dem Herrn eure Gelübde, tut es alle, Fürsten und Richter, Junge und Alte, in der Kirche, zuhause, mit Herzen, Mund und Seele, wendet euch mit Dank an die Dreifaltigkeit 39,
Dank an den Geist, dass Du die Herzen der hohen Potentaen zum Frieden gelenkt hast und sie in Liebe und Frieden vereinigt hast, und denen, so zu Frieden geraten haben, Weißheit und guten Rat gegeben hast.
Wenn ich einen Blick in die zukünftige Welt tue, sehe ich, wie die gottlose Welt des lieben Friedens wird schändlich mißbrauchen, Verachtung des Wort, Schwören, Fluchen, Geizen, Fressen Saufen, Hurerei, Zancken und Streiten, aber irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten 40,
Gott hat viele Strafen wider die Gottlosen geordnet, Weissagung von Gog und Magog, noch nicht erfüllt, 41,
weil nun durch das schändliche Soldatenwesen besonders bei der Jugend viele schädliche Laster wie Fluchen, Gotteslästern, Ungehorsam gegen Lehrer und Prediger, Regenten, Herren und Frauen sehr eingerissen sind, sollen alle Lehrer und Regenten und Eltern selbst mit einem gottseligen Leben einen Anfang nachen, nach den Geboten leben und den Kindern und Gesinde mit gutem Exempel fürleuchten, zur Besserung vermahnen, auch die Regenten und Obrigkeit alle Sünde und Laster ernstlich straffen und das Schwert getrost schneiden lassen, "die Kinder und Gesinde, welches meisten theils des Krieges sehr mißgebrauchet und ganz unartig gewesen ist, sollen auch das Vierdte Gebot in acht nehmen, Eltern, Heren und Frauen folgen, wenn sie wollen Gottes Segen haben." 42,
Darum seht zu, dass ihr euch vor allen Sünden hütet und nach dem ewigen himmlischen Frieden trachtet. Conclusio: Friedenswunsch, dass wir alle den Friedensherrn Christus in unseren Herzen behalten, vor unsern Schöpfer treten und im ewigen himmlischen Frieden blieben 43,
Segen. 44,
Zugabe: Kurzer Bericht, was sich in diesem Zweiunddreißigjährigen Krieg im HRR uind insonderheit im Meissener Land und dieser Benachtbarschaft in Kriegssachen begeben.