Rede und Ode auf den zwischen den hohen Hoefen Berlin und Petersburg anno 1762. gluecklich geschlossenen Frieden abgelesen in dem Groeningischen illustren Collegio zu Stargard auf der Ihna
Art
Text
Gattung
Gedicht
Rede
Sprache
Deutsch
Hersteller
Verfasser
Herstellungsort
Datierung
1762
Kommentar

Die Rede wird durch einen kurzen Absatz eingeleitet, der die Freude über die Friedensnachricht beschreibt. Dann beginnt die eigentliche Rede, bei der die Zuhörer, scheinbar Mitglieder der hohen und höheren Stände, angesprochen werden. Nach einer Huldigung Gottes leitet Tiefensee zu seinem Hauptteil. Zunächst möchte er die "Regenten, Fürsten und Landesväter [als] die sichtbaren Statthalter Gottes" verstanden wissen (S.5).  Aus ihrer Aufgabe, nicht persönliche, sondern gottgewollte Entscheidungen auszuführen, leitet Tiefensee die Begründung für den Siebenjährigen Krieg ab. Dabei scheint er die politischen Entscheidungen Friedrichs regelrecht zu verteidigen. Um seine Meinung zu unterstreichen, führt er mehrere Beispiele aus der Geschichte an, die zeigen soll, dass Krieg in bestimmten Situationen nötig sei bzw. nicht verhindert werden kann, denn: "Es gibt Fälle, wo der Friede, so nöthig er auch geschienen, dem Volke das Garaus, oder doch die gewisse Sclaverey zugezogen hätte, wenn er wäre angenommen worden." (S.8) So beschreibt Tiefensee gerechte Kriege (Unabhängigkeitskampf der Schweiz) oder Kriege im Namen der Religion. Aus letzterem leitet er auch die Position Friedrichs II. ab, allerdings kehrt er die Legititmation eines Religionskriegs um. Nicht im Namen der Religion kämpft Friedrich II. gegen seine Feinde, sondern in erster Linie mit Gottes Hilfe. Friedrichs Stärke, im Gegensatz zu seinen Gegner, besteht, so Tiefensee, darin Vertrauen in Gott zu haben. Die jüngsten Ereignisse geben ihm Recht. Friedrich hatte seit Beginn des Krieges versucht, die nun bestehende Allianz zwischen Frankreich, Österreich und Russland zu verhindern. Die Situation für Preußen war zum Zeitpunkt des Todes Elisabeths I. fast aussichtlos. Doch durch die Thronbesteigung Zar Peters III. wendete sich das Blatt, der Zar war zu einem Frieden mit Preußen bereit. Dieser politische Umschwung konnte, so Tiefensee, nur durch Gottes Gnade und Hilfe erreicht werden. Der Frieden zwischen Russland und Preußen wird als "alte Freundschaft" und "Versöhnung" beschrieben. Vor allem der Begriff der Freundschaft impliziert Gleichberechtigung und Respekt. Dadurch wird der Eindruck erweckt, als wäre der Friedensschluss durch beide Parteien gleichermaßen initiert worden. Preußen war jedoch von der Hinwendung Russlands abgängig.

Exzerpt

„Der Landmann klagt nicht mehr die schöne Saat,

Der fremder Sichel Raub gedrohet hat.“

Keine Plünderung durch Soldaten/Söldner/Alliierte mehr


„Und wenn die frohe Post erthönt:

Der Fried ist allgemein gerathen!“

Allgemein kann hier eigentlich nur auf Preußen bezogen werden, denn der Krieg ging eigentlich noch weiter[f1] 


 [f1]Welche Kampfhandlungen gab es während der Verhandlungen bzw. zwischen 1762 und 1763?


„Die Ruhe, die die Wohlfarth stützt,

wird nun durch ewge Huld erneuet.“                

Nur durch Ruhe im Sinne befriedeter Lebensumstände kann sich Wohlstand einstellen


„Es blühe Rußlands Glück und Flor,

Es leben, die den Frieden lieben.

Die Freundschaft gebe nach wie vor

Den Nachdruck den gerechten Trieben.

[…]“

 

Huldigung Russlands, Russland befreit Preußen aus seiner misslichen Lage


„Held, Friedrich, König, Vater, Herr!

Getrost! die Allmacht weiß zu rathen.

Sie stellt den Frieden wieder her,

Sie seegnet Dich und Deine Staaten.

Und bleibt Dir noch ein Feind verblendt erboßt,

So bleib Du nur in Gott gestärkt getrost!“

 

Huldigung Friedrichs II., König und Landesvater

Friedrichs heldenhafte Taten nur durch Gottes Hilfe möglich

 

„Geht, Freunde! mit uns ausgesöhnt,

Wir seegnen euch, in eure Staaten.“

Freunde = in erster Linie Russland, aber vllt auch Schweden (Vertrag von Hamburg)

Transkription

Singt, Völker! die ein Friedrich schützt,

Singt, die die Friedenspost erfreuet.

Die Ruhe, die die Wohlfarth stützt,

Wird nun durch ewge Huld erneuet.

Besingt das Fest, das uns der Friede macht,

Held, Gönner, Brüder nach der Trauernacht.

 

Du Friede! süße Lust der Welt,

Des Himmels Kind, des Lebens Wonne,

Du kömmst, und unser Wunsch erhält

Nach Blitz und Sturm die sanfte Sonne.

Dein Blick verbannt die Schrecken und Gefahr.

Die über unserm Haupt der Krieg gebahr.

 

Du Göttin giebst mit freyer Hand

Den Mann der treuen Gattin wieder,

Der Mutter, das so theure Pfand

Der Liebe wie dem Freund die Brüder.

Der Landmann klagt nicht mehr die schöne Saat,

Der fremde Sichel Raub gedrohet hat.

 

Die Hofnung giebt der matten Brust

Den frischen Muth, das zu vergessen,

Was vor geschehn, und nun bewust,

Was Ceres reichlich zugemessen,

Flößt sie den süßen Trost der Seelen ein:

Nun wird Gott wieder segnend mit uns seyn.

 

Held, Friedrich, König, Vater, Herr!

Getrost! die Allmacht weiß zu rathen.

Siestellt den Frieden wieder her,

Sie seegnet Dich und Deine Saaten.

Und bleibt Dir noch ein Feind verblendt erboßt,

So blein Du nut in Gott gestärkt getrost!

 

So vieler tausend Kinder Macht,

Die für Dein theures Leben bethen.

So vieler Engel starke Wacht,

Die vor den Thron des Höchsten treten,

Erringen Dir Dein endlich Wohlergehn,

Dein Recht, Dein Reich, Dein Haus wird wohl bestehn!

 

Ja! Vorsicht, die die Wahrheit ehrt,

Dank sey dir auch für deine Schläge.

Die Andacht, die Anfechtung lehrt,

Bringt dein Erbarmen uns zu wege.

Du sprichst: Und schnell zerschlägt der Feinde Rath!

Wohl dem, der dich zum Gott und Freunde hat.

 

Geht, Freunde! mit uns ausgesöhnt,

Wir seegnen euch, in eure Staaten.

Und wenn die frohe Post erthönt:

Der Fried ist allgemein gerathen!

So jauchzt, und denkt: Nun singt zu eurem Ruhm

Der Preußen Held, sein Volk, sein Eigenthum:

 

Es blühe Rußlands Glück und Flor,

Es leben, die den Frieden lieben.

Die Freundschaft gebe nach wie war

Den Nachdruck den gerechten Trieben.

Beglückt sey Petersburg, Glück zu, Berlin!

Daß Eure Reiche stets im Frieden blühn.