Seuffzer nach dem Guldinen Friden
Allen Christlichen Potentaten / ja allen Christlichen Hertzen zu bedencken.
Objektart
Druckgraphik
Verwalter
Verwalter (Ort)
Inventarnummer/Signatur
HB 692, Kapsel 1220
Weiteres Exemplar
Verwalter (Name) dupl.
Verwalter (Ort) dupl.
Inventarnummer dupl.
Einbl. V,8 a-98
Zusatzinfo Duplikat
52,5 x 38,5 cm (Blatt)
Herstellungsort
Datierung
1645
Beschreibstoff
Papier
Technik
Typendruck
Radierung
Messtyp
Darstellung
Messwert (H x B x T)
22,2 x 34,2 cm
Maßeinheit
cm
Inschriften/Stempel
Anbringungsort
Recto
Signatur Beschreibung
Signatur (Typ)
Monogramm
Signatur (Inhalt)
Symbol
Signatur (Position)
rechts unten im Bild
Anbringungsort
Verso
Sammlerstempel
Germanisches Nationalmuseum
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 2809
Sammlerstempel
Germanisches Nationalmuseum
Sammlerstempel (Nachweis)
Lugt
Sammlerstempel (Nachweis: Seite/Nummer)
Nr. 1076
Kurztitel
Paas
Seitenzahl
Bd. VII, S. 305, Nr. P-2173
Kurztitel
Ausst. Kat. München 1980
Seitenzahl
Bd. II, Kat.-Nr. 769
Kurztitel
Westphal 2008
Seitenzahl
S. 128–129
Kurztitel
Harms
Seitenzahl
Bd. II, S. 542, Nr. 310
Kurztitel
Niemitz 2008
Seitenzahl
S. 152–154 und S. 432, Abb. 163
Kurztitel
Ausst. Kat. Coburg 1983
Seitenzahl
S. 212, Kat.-Nr. 103 (Beate Rattay)
Bearbeiter
Anna Lisa Schwartz/Franziska Bauer
Kommentar

Den Mittelpunkt der Komposition bildet ein Tisch, an dem Papst Innozenz X. und ein Jesuit als Vertreter der katholischen Seite sowie ein protestantischer Geistlicher in eine Diskussion vertieft sind. Links im Vordergrund ist Christus zu sehen, hinter ihm ein "Straff-Engel", der die Leiden des Krieges durch Marterwerkzeuge visualisiert. "Die unschuldigen Seelen" verkörpern zwei Kinder – eines davon verstümmelt – die ihre Bitten an Christus richten. Um die Hauptszene sitzen weltliche und geistliche Fürsten, die als Zeichen ihrer Friedfertigkeit mit Olivenzweigen umwickelte Schwerter tragen.1

Die Radierung Jacob van der Heydens  erschien erstmals 1636 in Straßburg.2 Das Blatt im Germanischen Nationalmuseum stammt aus dem Jahr 1645, zeigt dieselbe Szene, variiert allerdings die anwesenden Figuren. Der hessische Landgraf Wilhelm V. war 1637 verstorben und  da Wilhelm VI. erst 1650 dessen Nachfolge antrat, fällt das hier vorliegende Blatt in die Zeit der mütterlichen Vormundschaft unter Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg. Das männliche Porträt behielt man unverändert bei, doch ließ der Verleger3 den Namen tilgen und begnügte sich mit der Nennung Hessens. Auch die bereits Verstorbenen Ferdinand von Spanien und Viktor Amadeus I. von Savoyen wurden im Bild durch den ungarischen und den portugiesischen Fürsten ersetzt.

Der zugehörige Text ist inhaltlich dreigeteilt: Den Hauptteil nimmt die Diskussion der Geistlichen ein, in der Christus vor allem die Kriegsgräuel scharf kritisiert. Daran schließen die Klagen der Kinder an, bevor im letzten Teil die weltlichen und geistlichen Fürsten ihre Bereitschaft zum Frieden beteuern. Anders als das Bild, trägt der Text gegenüber der veränderten politischen Situation keine Rechnung. Wie auch in der Erstauflage von 1636 ist der Friede von Prag (1635) das Thema, auf das sich die Rede des sächsischen Kurfürsten bezieht “Ich bin auff Keysers Seit getretten mit begir /  Vermeyn das gantze Reich solt richtig folgen mir.”

1647 erschien eine dritte Auflage, deren bedeutendste Veränderung wohl in einer Neubenennung des Repräsentanten der Niederlande liegen dürfte. Hier sitzt nun nicht mehr Frederik Hendrik von Oranien-Nassau, der im März 1647 gestorben war und somit einen terminus post quem für die dritte Auflage liefert, sondern ein Vertreter der “General Staden”. Statthalterlicher Nachfolger war zwar bereits im gleichen Jahr Wilhelm II., doch da sich dieser gegen die Friedensverhandlungen mit Spanien wandte, fand er in dem Friedensbild keinen Platz.

ALS

  • 1. In der Reihe unmittelbar hinter dem Papst und dem Jesuiten befinden sich von links nach rechts: Kaiser Ferdinand III.Ludwig XIV., König Philipp IV. von Spanien, der sächsische Kurfürst Johann Georg I. und Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Für folgende Figuren war eine Namensänderung nur im Text nötig (1645 bereits verstorben): Kaiser Ferdinand II.Ludwig XIII. und Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, der Herzog von Lothringen Karl IV.Georg II. Rákóczi (seit 1642 gemeinsam mit seinem Vater Fürst von Siebenbürgen) und König Johann IV. von Portugal. An den beiden Längsseiten folgen links der Kurfürst von Köln Ferdinand von Bayern, der Mainzer Erzbischof Anselm Casimir und Maximilian I. von Bayern. Gegenüber befinden sich der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna und Friedrich Heinrich von Oranien. Über der letzten Figur wurde der Name des hessischen Landgrafen auf der Platte getilgt, was zugleich einen Hinweis auf die Genese der Darstellung liefert.
  • 2. Im gleichen Jahr erschien ein ähnliches Blatt in Amsterdam 1636, ein Exemplar heute ein der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel, "Raet en middel tot vrede...", Inv.-Nr. IH 21. Der Typendruck besteht aus niederländischen Rederijkerversen, dazu gibt es eine kurze deutsche Zusammenfassung in Alexandrinern. Die an den Seiten sitzenden Figuren rahmen als Porträtmedaillons die Hauptszene. Da alle weiteren Auflagen das Blatt van der Heydens kopieren und es sonst keine weiteren niederländischen Beispiele gibt, dürfte das Straßburger Exemplar den Originalentwurf geliefert haben. Zur niederländischen Ausgabe von 1636 siehe Harms Bd. II, S. 542, Nr. 310. Zur ersten von van der Heyden 1636 siehe Niemitz 2008, S. 152–154; S. 432, Abb. 163.  Zur Ausgabe von 1647 Ausst. Kat. Coburg 1983, S. 212, Kat.-Nr. 103 (Beate Rattay).
  • 3. Alle späteren Auflagen tragen das Monogramm Jacob van der Heydens. Laut AKL Bd. LXXIII, [Art.] Jacob van der Heyden, S. 43 (Georges Frechet) verstarb dieser jedoch bereits 1636 und sein Bruder Lazare übernahm das Anwesen (und den Verlag?) in der Rue de l'Outre in Straßburg. Auch Meurer verweist auf die mögliche Verwechslung mit einer Arnheimer Familie gleichen Namens, die in den 1640er Jahren noch produktiv war. Die letzten datierbaren Werke von Jacob van der Heyden stammen aus dem Jahr 1636, siehe Peter Meurer: Der Straßburger Kartenverlag Jacob van der Heyden, in: Paula van Gestel-van het Schip und Peter van der Krogt (Hrsg.): Mappae Antique. Liber Amicorum Günter Schilder. 'T Goy 2007, S. 221–243.
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