Angesichts zahlloser Kriege entwickeln die Menschen der Frühen Neuzeit eine große Friedenssehnsucht und vielgestaltige Vorstellungen von einer Zeit ohne Krieg und Not. So scheint insbesondere in den Künsten immer wieder die Vision einer Friedenszeit auf. Die segensreichen Wirkungen des Friedens werden dabei häufig durch kontrastierende Topoi von Krieg und Frieden illustriert.

Spätestens nach dem Dreißigjährigen Krieg und seinen Friedensschlüssen erleben Friedensrepräsentationen in Europa eine nie gekannte Blütezeit. Sie artikulieren formen- und erfindungsreich die Friedenssehnsucht der Menschen. Daraus resultiert nicht nur der Lobpreis eines bereits gegenwärtigen Friedens, sondern sehr viel häufiger die Sehnsucht nach einer Friedenszeit, die zumeist utopische Züge trägt.

Der Freude über den wiedergewonnenen Frieden entspringen die vielen Friedens- und Dankfeste, die je nach Konfessionszugehörigkeit und Auftraggeber unterschiedliche Erscheinungsformen annehmen können. Höfische Friedensfeste haben vorrangig repräsentativen Charakter und bedienen sich eines bestimmten Repertoires von Zeichen und Signalen, welche die bevorstehende Friedenszeit ankündigen (Glockenleuten, Feuerwerk, Musik, Kanonenschüsse, Te Deum). Auch die städtisch-bürgerlichen Festveranstaltungen übernehmen diesen Kanon. Außerdem kann die bevorstehende Friedenszeit in Gottesdiensten durch Predigten und Festmusiken verherrlicht werden und ihren Ausdruck in feierlichen Festumzügen oder im häuslichen Musizieren finden.

Im Zuge der Frühaufklärung wird zunehmend auch der individuelle Lobpreis des Einzelnen für die Wohltat des edlen geschenkten Friedens betont. Im Dienste der kollektiven Memoria stehen Medaillen, Gedichte und graphische Blätter sowie geistliche und weltliche Auftragskompositionen, die eine anbrechende Friedenszeit rühmen.

Zur Darstellung wird das gesamte Arsenal der Bilder und Topoi des Friedens genutzt. Dazu gehören u.a. biblische Bilder wie der Regenbogen, der Kuss, die Oliven oder die Taube. Als Sinnbild für die ersehnten, als gülden und blühend charakterisierten Friedenszeiten fungiert ferner die antike Hirtenlandschaft Arkadiens, die musikalisch häufig durch die „Pastorale“ repräsentiert wird. Außerdem bedient sich die Musik zur Illustration der Friedensutopie weiterer Topoi. Dabei können die Bevorzugung von Blas- und Streichinstrumenten sowie langgehaltene Liegetöne, freudig anmutende Terz- und Sextparallelen und homophone Passagen den musikalischen Satz kennzeichnen. Zugleich verwenden auch die der Musik zugrundeliegenden Texte oftmals typische Topoi wie beispielsweise die Metapher vom sicheren Hafen.